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Sagen

Ein so altbekannter und geheimnisvoller Ort wie die Nebelhöhle inspiriert seit jeher die Gemüter und die Phantasie der Menschen. Nicht selten entstehen daraus Geschichten. Und manchmal werden die Geschichten zu Sagen.

Zwei Enten tauchen bei Erpfingen auf

Die Entensage ist die älteste für die Nebelhöhle nachweisbare Sage. Sie wird bereits 1631 schriftlich erwähnt. Die Sage erzählt, dass man zwei Enten in den „Großen See“ der Nebelhöhle getan habe. Zwei Wegstunden entfernt sollen sie in einem Bach bei Erpfingen wieder ans Tageslicht gekommen sein. Allerdings wird dies schon im Höhlenführer von 1715 angezweifelt.

Der Höhlenführer von 1715 erwähnt auch, dass in Kriegszeiten Menschen in die Höhle geflüchtet seien und sich dort versteckt gehalten hätten. Das könnte z.B. auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zutreffen.

Ein herzogliches Versteck?

Die bekannteste Sage aber hat Wilhelm Hauff mit dem 1826 erschienen Roman „Lichtenstein“ begründet. Hauff schildert das Schicksal Herzog Ulrichs von Württemberg, der durch den Schwäbischen Bund sein Herzogtum verlor und 15 Jahre in Verbannung lebte.

Im Roman hält sich Herzog Ulrich im Frühjahr 1519 für einige Zeit tagsüber in der Nebelhöhle vor den Bundestruppen versteckt. Nachts soll er damals auf dem Lichtenstein Zuflucht gefunden haben.

Eine jüngere Sage betrifft die Entdeckung der Nebelhöhle. So wird erzählt, dass im 16. Jahrhundert ein Jäger die Höhle bei der Jagd entdeckt habe. Getroffen von seinem Pfeil sei das Wild durch die „obere Öffnung“ in die Höhle gestürzt. Der Jäger sei mit einer Strickleiter hinter der Jagdbeute her in die Tiefe gestiegen und habe nebenbei die Höhle entdeckt.

Die Mär vom Jäger und dem Nebelloch

Jedoch lässt sich die Sage in keiner der zahlreichen schriftlichen Quellen nachweisen. Außerdem ist kaum glaubhaft, dass die Höhle über ein kleines Loch in der Höhlendecke entdeckt worden sein soll, wenn man die Höhle – wie in den alten Quellen belegt – über eine große portalförmige Öffnung in der Höhlenwand, das „Nebelloch“, vergleichsweise bequem begehen konnte. Man muss daher annehmen, dass diese Sage im 20. Jahrhundert entstand, nachdem das Nebelloch seit mehr als hundert Jahren durch eine Tür verschlossen und als natürliche Öffnung nicht mehr zu erkennen war.

Impressionen

"Es seye wunderschön in dem Nebel-Loch / aber auch förchtig und gefährlich / da sich selten einer getraue in dieses Loch gantz hinein zu gehen / Ist aber auch nicht gar leer geredt / wann man hinein kommet / und einem das Liecht sollte auslöschen / er ohne grosse Lebens-Gefahr nicht wieder zuruck kommen würde!"

W.C. Wölfing, 1715

"Es ist für das Auge so angenehm, wenn es sich Büsten und Altäre eines Bachus, Ceres und Venus, oder die heilige Urne eines Freundes und einer Freundin herzaubert, als schauderhaft und erschütternd es gegentheils ist, wenn es die ungeheure über ihm hangende Felsenstücke betrachtet, die alle Augenblicke herabzustürzen drohen."

Perennon, 1790

"Nach der Aussage anderer tropfte ohne Unterlass Wasser aus dem Gewölbe, und man brauchte es nur in der Form fürchten, dass man nasse Füße bekomme; [wieder] andere versicherten, man laufe auf einem sich in Bewegung befindlichen Grund, wo man seine Schuhe verlieren könne."

L' Abbé Mozin, 1803

"Hier ist der Ort, wo man einem den großen Altar, samt seinen Vorhängen und Deckenverzierungen; die Kapelle; die Kanzel und die Orgel zeiget, aus lauter Tropfsteinen, und Tropfsteinmassen bestehend, die etwas von dergleichen Figuren haben, wo die Einbildung das noch Fehlende ergänzen muß."

Anonym, 1805

"Herzog Ulrich: \"Und wenn sie dahin mir nachkämen, die blutgierigen Hunde des Bundes, so wollte ich die Heiligen lästern, die mich verlassen haben, und wollte dem Teufel rufen, daß er die Pforten der Finsterniß aufreiße und mich berge gegen die Verfolgung dieses übermüthigen Gesindels."

Wilhelm Hauff, 1826